Was war das für ein Jahr für Crypto. Zurückblickend fühlt es sich fast nicht real an. Wir Crypto-Verrückten hatten natürlich gehofft, dass endlich auch die breite Masse erkennt, welches Potential hinter dieser Technologie steckt. Das Ausmaß hat allerdings selbst mich überrascht.

Mit Blick auf das nächste Jahr stellt sich nun die Frage: Steht ein Cryptowinter bevor oder hat der Sommer erst begonnen? Was könnte die Cryptowelt bewegen? Welche Trends lohnt es sich zu beobachten?

Die meisten Investoren und Spekulanten rechnen mit dem Ende des aktuellen Zyklus‘ im kommenden Jahr. Verwundern würde mich das nicht. Aber seit wann hören Märkte auf die Masse? Immerhin sind die Gewinne in den meisten Kryptowährungen beträchtlich, auch wenn bereits teilweise Korrekturen stattgefunden haben. Andererseits haben sich die Fundamentaldaten signifikant verändert und Zyklen werden länger. Die Akzeptanz sowohl im privaten aber auch im professionellen Umfeld ist signifikant gestiegen. Viele Unternehmen investieren massiv in die Technologie und werden im Jahr 2022 die „Werbetrommel“ rühren.

Aus diesen Gründen glaube ich, dass auch 2022 ein großes Jahr für Crypto werden wird. Dies ist der Versuch eines Blicks in die Glaskugel und meine Einschätzung, welche Themen uns wahrscheinlich bewegen werden: 

Thema 1: Skalierung von Ethereum

Willkommen in einer Multi-Blockchain-Welt

2021 kamen schnelle, kostengünstige Blockchains wie Terra, Binance Smart Chain, Solana, Avalanche, Fantom und Polygon auf den Markt. Diese sogenannten L1-Lösungen sind über Bridges mit Ethereum verbunden und insbesondere neue Anleger, konnten so den teuren Gebühren des Ethereum-Netzwerks entfliehen. Auch die ersten L2 Skalierungslösungen wie Arbitrum, DYDX und Optimism konnten erfolgreich Nutzerinteresse auf sich ziehen.

Ich bin bei all diesen Lösungen optimistisch. Der exponentiell wachsende Kuchen wird auch Raum für eine Vielzahl von Gewinnern schaffen. Ich glaube an eine Multi-Chain-Welt mit Ethereum als Anker-Blockchain.

Interessant im kommenden Sommer wird sicher der sogenannte „Merge“, also die Migration der alten Ethereum-Blockchain auf 2.0 und damit auch die Umstellung des Konsensus-Algorithmus‘ von Proof-of-Work auf Proof-of-Stake. Die Nutzung von Ethereum wird dadurch schneller und kostengünstiger. Und nicht zu vergessen: Die geplante Inflation sinkt signifikant, da an Validatoren weniger ETH ausgeschüttet werden muss als an teure, energieintensive Miner. Zusammen mit dem bereits im Jahr 2021 eingeführten EIP1559 (ein Teil der Transaktionsgebühren in ETH werden vernichtet) wird die Inflation weniger als 1% betragen. Bei einer weiterhin hohen Nutzung könnte Ethereum durch das Verbrennen der Gebühren sogar deflationär werden. Was passiert gleich mit dem Preis eines Gutes, wenn hohe Nachfrage auf ein begrenztes Angebot trifft? Diese Tatsache ist eines der wichtigsten Argumente, um bullisch für das gesamte Ethereum-Ökosystem zu sein.

Schlüsselelement für die Mainstream-Akzeptanz ist eine bessere Benutzererfahrung. Letztendlich werden dadurch Gewinner (und Verlierer) zwischen den vorhandenen Skalierungslösungen aussortiert. Ich rechne mit einem starken Wachstum auf breiter Front. Bestehende L2-Lösungen aber auch ganz neue (z.B. Starknet) werden verstärkt in den Fokus rücken.

Hinzu kommen außerdem blockchain-übergreifende Protokolle und Bridges.

Derzeit sind die Ökosysteme der L1- und L2-Blockchains eher isoliert, und die Interaktion ist oft entweder komplex oder beruht auf einem zentralisierten Austausch. Im Jahr 2022 werden übergreifende Lösungen große Fortschritte machen, um Assets und Informationen nahtlos über Blockchains hinweg zu bewegen, und Anwendungen werden Transaktionen reibungslos an die beste Blockchain weiterleiten, um ihren Zweck zu erfüllen.

Sicher lohnt es sich in diesem Zusammenhang auf Bridge-Protokolle wie Celer, xPollinate, Multichain.org/Anyswap oder HOP zu schauen. Blockchains werden immer stärker miteinander vernetzt werden. Multi-Chain-Protokolle, die heute schon auf mehreren Blockchains existieren (Curve, Sushi, Uniswap, Aave etc.), werden viel stärker wachsen können, als Single-Chain-Protokolle.

Thema 2: Stablecoins – exponentielles Wachstum voraus

Stablecoin-Angebot erreicht 500 Milliarden US-Dollar

Anfang 2020 lag das Volumen in Stablecoins noch bei rund 6 Mrd. USD. Nur ein Jahr später bei rund 30 Mrd. USD und jetzt bei fast 170 Milliarden US-Dollar. Eine Verlangsamung dieses Trends ist nicht in Sicht und wird bei gleichbleibenden Wachstumsraten schnell die 500 Mrd. USD erreichen.

Bisher wurden Stablecoins hauptsächlich für den Handel verwendet, aber 2022 wird das Jahr sein, in dem ihre Verwendung für grenzüberschreitende Zahlungen und als sicherer Hafen in Ländern mit instabilen Währungen offensichtlicher und ein größerer Wachstumstreiber wird.

Auf dem Stablecoin-Markt glaube ich, dass das Wachstum von USDC und UST, das von USDT übersteigen wird. Die beiden konnten sich als die wachstumsstärksten Stablecoins etablieren. Auch Newcomer von 2021, allen voran FRAX, MIM und RAI werden zulegen. Mit dem Wachstum von USDC und UST wird der Marktanteil von USDT (Tether) deutlich sinken. Ob allerdings ein Stablecoin mit dem Namen „Magic Internet Money“ das Vertrauen klassischer Investoren gewinnen kann, wird sich zeigen. An mir soll es jedenfalls nicht liegen – ich habe schon mit Einhörnern, Sushi und gelangweilten Affen sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Token der zugrunde liegenden Ökosysteme der dezentralen Stablecoins gehören sicher auf die Watchlist (LUNA, FXS, SPELL, FLX).

Die Enttäuschungen von 2021 waren DAI und Euro-Stablecoins. Meine Hoffnung für 2022 ist, dass sich dies ändern wird. MakerDAO muss sich nicht hinter anderen Projekten dieser Kategorie verstecken. Auf einen liquiden Euro-Stablecoin warten viele – EURS, sEUR und TEUR sind hoffentlich nur ein Anfang. Weiß eigentlich jemand, was aus dem LIBRA-/DIEM-Projekt geworden ist? Ich frage für einen Freund.

Steigende Stablecoin-Volumina haben „nebenbei“ immer auch positive Auswirkungen auf die Marktkapitalisierung klassischer Kryptowährungen. Dies ist ein weiterer Grund für meine positive Grundhaltung für 2022.

Thema 3: DAOs und DAO-Infrastruktur entwickeln sich weiter

DAOs wachsen exponentiell und legen sich mit der Old Economy an

Dezentralisierte autonome Organisationen (DAOs) ermöglichen die globale Koordination von Einzelpersonen unter Verwendung einer Blockchain-basierten Governance. DAOs können vielen Zwecken dienen, einschließlich der Verwaltung des Betriebs und des Kapitals von Blockchain-Projekten (MakerDAO), der Verwaltung von Kapital für Investitionen (The LAO), der Verwaltung der Nutzung von Gaming-Assets (YGG-DAOs), der Koordinierung kultureller Gruppen (Friends With Benefits) oder der Koordination zum Erwerb von Vermögenswerten (Constitution DAO).

Constitution DAO könnte ein Wendepunkt für DAOs gewesen sein. Auch wenn wir bei unserem Versuch, ein Original der Verfassung der Vereinigten Staaten zu ersteigern, gescheitert sind; Die Einnahmen von über 40 Millionen US-Dollar gezeigt haben, dass Tausende von Menschen in der Lage sind, ihr Kapital und ihre Bemühungen für ein gemeinsames Ziel zu koordinieren. Ich glaube, dass DAOs im Jahr 2022 zur Koordinierung globaler Investitionen und Gemeinschaften an Bedeutung gewinnen werden. Der Versuch, die Verfassung zu kaufen, war nur der Anfang; Im Jahr 2022 wird es mehrere DAO-Kapitalerhöhungen in Höhe von mehr als 100 Millionen US-Dollar geben, und sie werden noch größere Ziele im Visier haben.

Thema 4: Jedes (innovative) Unternehmen ist ein Kryptounternehmen

Banken, Vermögensverwalter, Berater und Fintechs bieten Kryptoprodukte an

Krypto ist für Banken, Vermögensverwalter, Finanzberater und traditionelle Fintechs endgültig zu groß geworden, um sie zu ignorieren. 2022 wird das Jahr sein, in dem Services rund um Kryptoprodukte für ihre Kunden eingeführt werden. Neben Käufen und Verkäufen von Kryptowährungen werden zukunftsorientiertere Unternehmen auch kryptogedeckte Kredite, hochverzinsliche Sparkonten und andere Produkte anbieten, die Krypto nutzen.

Mit der Einführung des eWertpapiergesetzes im Juni 2021 wurde bereits bestimmten digitalen Assets ein regulatorischer Rahmen gegeben. Mit der Hoffnung auf etwas Rückenwind durch die Ampel-Koalition sind klassische Aktien auf der Blockchain in greifbare Nähe gerückt. Mit der Vergabe weiterer Krypto-Verwahrlizenzen durch die BaFin werden weitere Finanzinstitute und Fintechs mit innovativen Dienstleistungen starten können. Der Stapel der Anträge bei der Behörde in Bonn und Frankfurt wird aktuell eher größer als kleiner.

Dies wird auch der Auslöser für eine Revolution sein, von der kein normaler Anleger etwas mitbekommt: Wertpapiere werden auf Blockchains emittiert, verwahrt, gehandelt und verwaltet. Warum? Weil digitale Assets kostengünstiger zu emittieren und zu lagern, flexibler zu handeln, einfacher zu übertragen und leichter zu verwalten sind. Viele Verwahrer und Banken haben diese Tatsache längst erkannt und der Wettlauf hat bereits begonnen.

Thema 5: Gaming und Play-to-Earn

Spiele- und Bekleidungshersteller entdecken Krypto als Ertragsquelle

2021 kam der Aufstieg des kryptobasierten „Play-to-Earn“-Gamings uangeführt von Axie Infinity und Decentraland, bei dem Spieler echten wirtschaftlichen Wert aus ihren In-Game-Aktivitäten erzielen können. Der Erfolg von Axie und anderen Blockchain-basierten Spielen hat zu einer Flut von Krypto-Spielen geführt.

Von eingefleischten Spielern höre ich jedoch, dass das Konzept von Spielen, die echtes Eigentum ermöglichen, für die Zukunft des Gamings grundlegend sein wird. Im Jahr 2022 erwarte ich deshalb, dass traditionelle Spielehersteller in das Krypto-Gaming einsteigen und die nächste Generation von Krypto-Spielen auf den Markt bringen, die nicht nur wirtschaftliche Anreize und echtes Eigentum, sondern auch erstklassiges Gameplay bieten.

Ein weiterer Trend wird vor allem von bekannten Bekleidungs- und Luxusartikelherstellern angeführt. Auch die Avatare in Spielewelten sollen ordentlich gekleidet sein. Markenklamotten, Luxusuhren und die angesagtesten Treter finden damit auch ihren Weg auf die Blockchain. Ein Freund hat mir kürzlich berichtet, dass sein Sohn über 500 EUR für Klamotten für sein Alter Ego in diesem Jahr ausgegeben hat. Ich habe mir verkniffen, mit Steinen zu werfen, weil ich mit meinen NFT-Bildchen im Glashaus sitze. Und meine Vorstellungskraft ist außerdem stark genug, um zu ahnen, wozu der Virtual-Reality-Trend hier führen könnte.

Insgesamt dürfen wir uns gemeinsam über ein hochinteressantes und spannendes Krypto-Jahr 2022 freuen und ich bekomme Gänsehaut vor Aufregung und Neugier. Denn es bleiben noch so viele (nicht immer ernst gemeinte 😉) Fragen offen:

  • Erzwingen die Ethereum-Miner einen Hard Fork beim Merge?
  • Kann ich meinen Online-Einkauf bald mit Amazonen oder viel besser mit Ottilies bezahlen?
  • An welchem Tag wird die Marktkapitalisierung von Ethereum die von Bitcoin überholen?
  • Wird LUNA auf dem Rücken von UST zum Mond fliegen?
  • Erklärt Gary Gensler USDC zum offiziellen Zahlungsmittel in den USA?
  • Werden Besitzer eines MAYC automatisch in den Rang eines Ritters erhoben?
  • Können wir tatsächlich mit einem DAO die Insel Rügen kaufen und dort einen eigenen Kryptostaat gründen?
  • Welcher Staat wird als nächster Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel erklären – Deutschland oder die Türkei?
  • Kann ich meine übriggebliebenen digitalen Yuan, mit denen ich alles bei olympischen Winterspielen 2022 in Peking bezahlen musste, bei curve.fi in digitale EUR tauschen?
  • Kann ich mich mit Metamask bald in meinen Twitter-Account einloggen?

Blockchains, Web3, DeFi und das wachsende Metaverse sind eng miteinander verbunden. Das Crypto-Universum entwickelt sich rasant. Es ist schwer, den Überblick zu behalten und unabhängige Entscheidungen zu treffen. Wenn der klassiche Finanzmarkt eine Pauschalreise ist, dann ist Crypto ein Abenteuerurlaub.

Im Crypto-Jungle ist es besser einen erfahrenen Begleiter an seiner Seite zu haben. Zum Glück gibt es Immutable Insight.

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Ich wünsche alles ein gesundes und glückliches neues Jahr.

Euer

MarcΞllo

01.01.2022, Marcel Uhlmann